Ich habe mich sehr auf diesen Trip gefreut. Es ging an früh morgens nach Toronto. Rund 13h Flugzeit standen auf dem Programm. Das interessante an dieser Flugzeit ist, dass man eine Ultra-Langstrecke erwartet, wie zB. Los Angeles eine ist, aber nach der Pause und den drei Service Gängen ist man schon fast da, die Zeit kommt einem nicht so lang vor, was nicht heißt, dass der Flug keine Herausforderung ist...
Am frühen Abend kamen nun wir 30 Leute in Toronto an. Schon beim Anflug fällt die Natur auf, unfassbar grün, vielleicht kommt mir das auch nur so vor, da ich hier in Dubai keine natürlichen Grünflächen vorfinde, alles was es an Bäumen hier gibt ist rein künstlich angelegt...
Das Hotel spricht für sich: Bei Auslandsbesuchen in Kanada wohnt die Queen hier, mehr muss ich dazu wohl nicht sagen... In der Eingangshalle läuft angenehme klassische Musik, man muss sich ausnahmsweise mal nicht darum kümmern wie die Koffer aus dem Bus in die Lobby kommen, überhaupt wird man hier als Crew noch wirklich wie ein normaler Gast behandelt...
Da ich vor solch langen Flügen meist nicht gut schlafen kann, weil ich einfach zu aufgeregt bin vor dem was mich erwartet, war ich ziemlich fertig. Dennoch habe ich mich aufgerafft und bin etwas die Front Street entlang gewandert, eine der Straßen mit guten Cafes und Restaurants direkt im Zentrum... Am Ende erwartete mich ein Supermarkt, in dem ich mich mit dem nötigsten versorgen konnte...
Ich hatte mich mit ein paar Kollegen dazu verabredet, am nächsten Tag zu den Niagara Fällen zu fahren, geplant war eine Tour, die vom Hotel organisiert wurde. Mir ging aber die Planung gänzlich gegen den Strich, vom Preis mal abgesehen. Also gesucht, gegoogelt und co und schließlich einen Mietwagen gefunden, mit Rabatt für fünf Leute so teuer wie einer für die Tour hätte zahlen müssen...
So ging es am nächsten morgen mit einer Überraschung los, denn ich hatte für einen Standardkombi bezahlt, bekam aber einen Sportwagen, mit Vollausstattung und etwas mehr PS unter der Haube als ich gewohnt bin...
Die Fahrt zu den Niagara Fällen war nach gut 1,5h, vorbei an Natur und Wasser, schnell vorbei und wir freuten uns endlich eine der größten Naturgewalten unserer Zeit sehen zu dürfen. An solchen Tagen wird man daran erinnert, was für ein Privileg der Job bietet, die Welt sehen zu können ohne dafür zahlen zu müssen, zumindest nicht mit Geld. Spuren hinterlässt der Job mehr als genug, die Haut verändert sich, die Reaktion auf bestimmte Dinge ebenso...
Kurz etwas zu den Fällen allgemein. Man spricht oft von den Niagara Fällen, kaum einer weiß aber dass es nicht nur ein großer Fall ist. Man unterscheidet zwei verschiedene Wasserfälle, je nach Land, die dann zusammen als Niagara Fälle gelten. Auf der USA Seite (die Wasserfälle trennen die USA und Kanada) befinden sich die kleineren American Falls. Das was man meist auf Bildern zu sehen bekommt sind die sog. Horseshoe Falls, auf kanadischer Seite.
Fast schon typisch amerikanisch muss man sagen, mutet das Besucherzentrum an: Viele Restaurants, Souvenirläden und natürlich Ticketstände um die einzelnen Touren gut vermarkten zu können.
Das Paket bei den Wasserfällen umfasst eine Art Kinobesuch zur Entstehung der Wasserfälle, eine Wanderung hinter die Fälle sowie eine Fahrt mit der Maid of the Mists, einem Schiff welches einen unfassbar nah an die Wassermassen heran bringt.
Los ging es mit "Fury of the Falls", besagtem Kino. Stutzig wurden wir, als am Eingang dazu blaue Plastikponchos verteilt wurden, die besonders lang und mit Kapuze ausgestattet waren... Im Vorraum wurde ein kleines Animationsvideo gezeigt, welches kindgerecht erklärt hat, wie die Niagara Fälle vor Urzeiten entstanden sind. Durch eine nächste Tür ging es in einen, nennen wir es interessanten Raum: Der Boden war nur ein Stahlgitter, es gab Streben zum festhalten, rundum war die Plattform von Wasser umgeben, die Wand bestand aus einer 360° Leinwand... 3D Kino mal anders. Es ging dann also los, mit einer richtigen Vorführung: Es fing an zu schneien und wurde schlagartig ein paar Grad kühler. Danach folgte Wasser von oben und den Seiten, zusammen mit Blitzeffekten und einer sich bewegen Plattform... Klingt schlimmer als es war. Zusammen mit der Leinwand kreierte es aber den gewünschten Effekt: man fühlte sich zu der Zeit der Entstehung zurück versetzt...
Nass und lachend kamen wir raus, begaben uns den Weg hinunter zur Tour hinter die Fälle. Ein paar Stockwerke unter unserem Parkplatz gab es dann einen gelben Poncho, den wir auch brauchten, wie wir später feststellten.
Rund 200m in den Fels geschlagen gehen zwei Tunnel, der eine endet relativ schnell an zwei Aussichtsplattformen, direkt an den Wasserfällen dran.
Dem Tunnel weiter folgend findet man kurze Zeit später zwei Durchbrüche zu den Wassermassen. An die Absperrung rangetreten kann man das Wasser spüren, ab und an sogar unfreiwillig wenn der Wind etwas Wasser hineinweht.
Nach diesem feuchten Erlebnis wollten wir nun die Wasserfälle vom Boot aus sehen und anfassen. Es ging per Bus zur Anlegestelle der Maid of the Mists. Hier mit einem pinken Poncho ausgestattet, auf dem Boot, ging es relativ zügig erst gen American Falls, dann in die Mitte der Horseshoe Falls... Beeindruckend wenn solche Massen an Wasser vor einem eine Felsfand runterfallen, das Getöse dabei, die feuchte Luft, unbeschreiblich...
Mit langsamer Erschöpfung nach einem ereignisreichen Tag begaben wir uns auf den Rückweg, zurück nach Toronto. Dank Stau und Baustellen brauchten wir diesmal die doppelte Zeit, hatten aber so die Gelegenheit das tolle Auto mit all seinen Funktionen mal richtig auszutesten...
Freitag morgens, der Tag des Abflugs, bin ich morgens in die Stadt zum Frühstück. Es hat sich bei mir so eingebürgert, dass ich, wenn ich alleine unterwegs bin, mir vorher im Internet anschaue, welche Restaurants oder Cafes ich gesehen haben muss, und diese dann je nach Tageszeit ablaufe. Ich habe so ein tolles Cafe für Frühstück und Mittagessen entdeckt, genannt "Le petit dejeuner". Belgische Waffeln zusammen mit Speck, pochiertem Ei und Lachs aus der Region, ein guter Start in den Tag...
Danach hieß es, den Sonnenschein zu nutzen und die Stadt zu erkunden. Toronto wirkt wie eine amerikanische Großstadt und ist doch anders. Man findet weniger Obdachlose oder Bettler, kaum schmutzige Ecken, die Menschen sind ganz anders gestimmt, wesentlich freundlicher und weniger oberflächlich, alles in allem organisierter als zB. New York or Houston.
Eine Sache die erstaunlich ist: Toronto mit all seinen Einkaufshäusern, großen Hotels und Ubahnstationen wird von einem Untergrundsystem verbunden, welches sich PATH nennt. Man kann also von dem Hotel, zur Ubahn, zum Einkaufszentrum und co laufen ohne einmal an die Oberfläche zu müssen und an den Ampeln warten zu müssen... Klingt etwas unfassbar, aber ist wirklich praktisch, wenn man denn weiß, wie man wohin kommt... Was ich mit meinem nicht vorhandenen Orientierungssinn schlecht kann...
Fazit: Toronto ist definitiv eine Reise Wert, tolle Stadt, gutes Essen dank der Mischung aus englischer, französischer und einheimischer Küche, frischem Fisch und Gemüse. Ich freue mich darauf hier wieder einmal her zu kommen...